Ich liebe Geschichten. Als ich klein war, damals in den 80ern, kamen sie meistens noch vom Band, von Hörspielkassetten, die der Rekorder regelmäßig „auffrass“, sodass ich sie mit dem kleinen Finger wieder aufrollte. Und dann Bücher. Wie großartig war das, plötzlich eine Flatrate auf alle Geschichten der Welt zu haben. Dass Geschichten ganz anders werden, wenn man sie mit Musik erzählt, wurde wichtig als ich irgendwann mehr Zeit mit Gitarre spielen verbrachte als mit Büchern. Und wie meisterhaft sich Geschichten und Charaktere erzählen lassen, wenn man sie als TV-Serie über mehrere Jahre entwickeln kann, hat mich vor ein paar Jahren zum Serienjunkie gemacht.
Beim Geschichtenerzählen gibt es seit Tausenden von Jahren ein dreiteiliges Standardmodell. Exposition – Konfrontation – Lösung. Das wird von der griechischen Tragödie bis zur „How I met your Mother“-Folge ziemlich munter angewendet.
Damit kann man super Geschichten erzählen und wenn man es richtig dramatisch machen will, dann muss die Wende möglichst aufwendige Begleiterscheinungen mit sich bringen. Wenn der Typ in der romantischen Komödie es bei seiner Liebsten total verbockt hat, dann reicht natürlich keine einfache Bitte um Entschuldigung, sondern er muss sich schon einiges einfallen lassen, um sie zurück zu gewinnen.
Ich weiß nicht, wie deine Erfahrungen mit der Reparatur von kaputten Beziehungen ist, aber bei mir hat diese Standardvariante noch nie funktioniert. Wenn du eine Beziehung wieder ganz machen willst, helfen keine Hollywood-Szenarien. Das ist harte Arbeit, da musst du nochmal ganz klein anfangen. Vertrauen aufbauen. Dich erstmal fragen, wie das alles für diesen anderen Menschen ist. Wie er sich fühlt. Was er im Leben so durchmacht.
Gott hat das ganz ähnlich gemacht. Eigentlich war ja alles perfekt angelegt: Eine großartige Schöpfung, ein Universum mit allen Zutaten, um Schokolade, Kaffee, Bier und Salbeitee (…der ist für dich, Flo) herzustellen. Trotzdem hat es irgendwie nicht geklappt, mit Gott und den Menschen. Zuviel Egoismus, zuviel Ehrgeiz, zu wenig Sinn fürs große Ganze – wie das eben so ist, bei uns Menschen. Also brauchte Gott einen Neuanfang mit uns und wenn diese Geschichte nur eine von vielen wäre, dann stünde da in der Bibel, dass Gott einen richtig großen Auftritt mit sämtlichen himmlischen Heerscharen hingelegt hat, um uns richtig zu beeindrucken und davon zu überzeugen, dass seine Idee von der Welt schon irgendwie besser ist, als unser „Jeder-denkt-an-sich“-Modell.
Das steht da aber nicht. Gott macht es anders. Er fängt nochmal ganz klein an. Behutsam. Versetzt sich in diejenigen, die er liebt, hinein. Macht durch, was wir durchmachen. Wird selber Mensch. Und dann, erst dann, kommt die Nummer mit dem Heer der Engel. Damit wir auch mitkriegen, dass da was Großartiges neu angefangen hat. Eine Liebesgeschichte. Der zweite Versuch. The greatest story ever told.
Frohe Weihnachten!